Korrosionsprozesse verursachen in allen Bereichen der Wirtschaft große Schäden, so dass Korrosionsschutzmaßnahmen besonders im chemischen Apparate- und Anlagenbau, im Rohrleitungs-, Maschinen-, Stahl- und Brückenbau, aber auch im Bereich der Fahrzeugindustrie und der Energiewirtschaft immer größere Bedeutung zu kommt. Alle Versuche, die Korrosion durch moderne Werkstoffe, Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren zu verhindern sind bisher erfolglos geblieben. Die thermodynamischen Gesetze setzen die Ursache für Korrosion und können nicht abgeschaltet werden.
Umfassende internationale und nationale Normen und Regelwerke wie z. B. die DIN EN ISO 12944, die DIN EN 1090 und die ZTV-ING legen die Anforderungen an die Korrosionsschutzmaßnahmen fest. Derzeit befinden sich die DIN EN ISO 12944 als die zentrale Norm, wenn es um den Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssystemen geht, und die DIN EN 1090 als „die“ Norm für den Stahlbau, in der Überarbeitung. Es ist damit zu rechnen, dass sie spätestens 2018 neu herausgegeben werden.
Stahlbauunternehmen müssen schon heute im Rahmen der Überprüfung nach DIN EN 1090 nachweisen, dass sie über ein System der Werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) verfügen. Insbesondere die speziellen Prozesse Schweißen, Schrauben und der Korrosionsschutz müssen durch geeignete Maßnahmen abgesichert sein. Auch für die ZTV-ING wurde von der Bundesanstalt für Straßenwesen für Ende 2017/2018 eine überarbeitete Fassung angekündigt. Die DASt-Richtlinie 022 „Feuerverzinken von tragenden Stahlbauteilen“ liegt bereits seit Juni 2016 als Neufassung vor.
Besondere Anforderungen gelten für den Bau und die Erhaltung von Ingenieurbauten nach DIN 1076, die von der Bundesanstalt für Straßenwesen in der ZTV-ING herausgegeben wird. Im Rahmen dieses Regelwerkes hat zum 01.01.2011 der KOR-Schein nach ZTV-ING mit Abschluss „Kolonnenführer“ den Qualifikationsnachweis für Führungspersonal nach der ZTV-KOR Abschnitt 6.1 abgelöst.
Der Rahmenlehrplan für die KOR-Schein-Lehrgänge umfasst insgesamt 120 Unterrichtseinheiten á 45 min in den Hauptgebieten:
- Einführung in die grundlegenden Regelwerke
- Korrosion und Korrosionsschutz von Stahl und Zink
- Beschichtungssysteme / Korrosionsschutzsysteme
- Oberflächenvorbereitung
- Applikation von Beschichtungsstoffen
- Geräte und Ausrüstung für die Oberflächenvorbereitung
- Geräte und Ausrüstung für die Applikation
- Qualitätssicherung
- Beton und Betoninstandsetzung bei Verbundbrücken
- Einsatz von Gerüsten im Korrosionsschutz
- Aufmaß
- Kalkulation
- Personalführung
- Arbeitssicherung und Umweltschutz
Seit 2012 führt die SLV Halle GmbH, eine der fünf in der Bundesrepublik vom Ausbildungsbeirat im Bundesverband Korrosionsschutz e. V. zugelassenen Ausbildungsstätte, jährlich zwei KOR-Schein-Lehrgänge mit je 12 Unterrichts- und einem Prüfungstag, durch. Bis zum März 2017 wurden 11 Lehrgänge, darunter ein Firmenseminar, mit insgesamt 141 Teilnehmern erfolgreich abgeschlossen.
In der ZTV-ING Teil 4 Abschnitt 3 wird im Punkt 5.2 „Anforderungen an das Personal“ eine Nachschulungspflicht für KOR-Schein-Inhaber innerhalb einer 3-Jahres Frist festgelegt, die zusätzlich in der seit 01.01.2011 gültigen Qualifizierungsrichtlinie für den KOR-Schein verankert ist. Auch diese Nachschulungsseminare bietet die SLV Halle GmbH jährlich an fünf Terminen an. Die Termine werden auf den Internetseiten der SLV Halle GmbH und der des Ausbildungsbeirates im Bundesverband für Korrosionsschutz e. V. veröffentlicht. Bei Bedarf können diese Nachschulungen auch bundesweit als In-Haus-Seminare durchgeführt werden. Alte Qualifizierungsnachweise nach ZTV-KOR (Ausstellungsdatum vor dem 01.01.2011) können auf Antrag beim Ausbildungsbeirat im Bundesverband Korrosionsschutz e. V. umgeschrieben werden.
Die ersten Nachschulungen erfolgten 2014, drei Jahre nach dem Inkrafttreten der neuen Ausbildungsrichtlinie für den KOR-Schein. In den Jahren 2014 bis 2016 wurde in den eintägigen Seminaren über die neuen Regelungen der ZTV-ING Teil 4, Abschnitt 3, Ausgabe 12/2013 im Vergleich zu der alten Fassung von 2007 informiert. Mit Jahresbeginn 2017 beginnt der zweite Nachschulungszyklus, der inhaltlich durch die bevorstehende Neufassung der DIN EN ISO 12944 und DIN EN 1090 sowie die zu erwartenden Änderungen bei der ZTV-ING 4-3 bestimmt sein wird. Insgesamt haben in den zurückliegenden Jahren 178 KOR-Schein-Inhaber (Kolonnenführer) an den 19 Nachschulungen teilgenommen. Sechs Firmen nutzten die Möglichkeit einer internen Schulung für ihre Mitarbeiter.
Das Ausbildungsangebot der SLV Halle GmbH wird erweitert durch Tagesschulungen wie „Korrosionsschutz in der DIN EN 1090“ und spezielle, inhaltlich auf den jeweiligen Firmenbedarf zugeschnittene Seminare. Für 2018 sind zusätzlich 1-Tages-Veranstaltungen über die dann neue DIN EN ISO 12944 und die DASt-Richtlinie 022, Ausgabe 2016 geplant.