Schweißtechnik-Experten treffen sich an der HTWD

Ob Windrad, Auto oder Plastiktüte: ein Großteil der Produkte des täglichen Lebens wurden bei der Herstellung geschweißt.

Am Wochenende trafen sich an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD) Experten, die sich besonders gut mit diesen Verfahren auskennen: Schweißfachingenieure, abgekürzt SFI. Gemeinsam mit der TU Dresden und weiteren kooperierenden Hochschulen bietet die HTWD jährlich die Möglichkeit für ihre Studierenden, die SFI-Zusatzausbildung als Ergänzung eines technischen Studiums abzulegen. Damit sind sie später in der Industrie besonders gefragt, etwa wenn sicherheitskritische Bauteile schweißgerecht konstruiert werden müssen. 

Alle zwei Jahre treffen sich ehemalige Teilnehmende der Dresdner Lehrgänge für ein Netzwerktreffen, das nun erstmals an der HTWD stattgefunden hat. Prof. Gunther Göbel, der an der HTWD die Fügetechnik lehrt, freut sich: „Insgesamt sind in diesem Jahr 83 ehemalige SFI-Absolvierende unserer Einladung gefolgt. Das ist ein neuer Rekord! Die fachlichen Beiträge und die Diskussionen haben mir auch wieder gezeigt, wie förderlich diese Zusatzausbildung für die Karriere unserer Studierenden ist. Bedanken möchte ich mich vor allem bei der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Halle GmbH (SLV Halle), die die SFI-Ausbildung fachlich verantwortet und auch das Netzwerktreffen finanziell unterstützt hat.“

Der SFI-Abschluss wird weltweit anerkannt und ist für viele Industrie-Branchen ein Muss: Firmen beispielsweise im Bahn- oder Druckbehälterbau dürfen nur dann Produkte fertigen, wenn sie Schweißfachingenieure zu ihren Mitarbeitern zählen und diese die Konstruktionen und Schweißanweisungen geprüft haben. Gleiches gilt für den Brückenbau, aktuell in Deutschland und Dresden ein besonders kritisches Thema. Entsprechend beschäftigte sich auch der Fachvortrag beim Netzwerktreffen mit diesem Thema und wurde intensiv diskutiert. Hans Christian Schmale, Inhaber der Professur Fügetechnik und Montage an der TU Dresden, ergänzt: „Da wir an der TU und der HTWD die Lehre gerade im Maschinenbau gezielt auf das industriell besonders wichtige Thema Schweißen ausgerichtet haben, haben es unsere Studierenden besonders leicht: Große Teile der Zusatzausbildung müssen sie nicht erneut besuchen. Stattdessen werden Module des Studiums direkt angerechnet. Das spart ihnen Zeit und Geld.“

Die Dresdner Studierenden schaffen damit die Ausbildung in weniger als 3 Monaten - deutlich kürzer als beim klassischen Weg für Industrie-Teilnehmende direkt an den SLV‘n. Das gesamtdeutsche Problem, dass Schülerinnen und Schüler sich seit einigen Jahren deutlich seltener in ingenieurtechnische Studienrichtungen wie den Maschinenbau einschreiben, zeigt sich aber auch beim SFI: Lag die Teilnehmerzahl in Dresden 2015 noch bei etwa 80, werden in 2025 nur noch 28 Schweißfachingenieure ausgebildet. Silvio Schulz, Fachbereichsleiter Theoretische Ausbildung an der SLV Halle, kann diesen Trend nicht verstehen: „Junge Ingenieurinnen und Ingenieure sind gefragt wie nie. Ich bekomme viele Anfragen von Firmen, die händeringend Schweißfachingenieure suchen. Die Arbeit ist sehr gut bezahlt und zumeist gestaltend und kreativ. Wer zur Erneuerung der Infrastruktur und zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes beitragen möchte, findet als SFI den perfekten Platz!“

Paul Schilling, ehemals selbst SFI-Absolvent und nun Forschungsmitarbeiter an der TU Dresden, kann das nur bestätigen. Er leitet inzwischen die Dresdner Studentengruppe des DVS (Deutscher Verbandes für Schweißen und verwandte Verfahren) und hat das Treffen mit organisiert. Aufgrund der sehr positiven Resonanz plant er schon ein Folgetreffen, dann voraussichtlich an der TU Dresden. 

Prof. Göbel und Prof. Schmale hoffen, dass aktuelle Entwicklungen wie das neue Infrastrukturpaket wieder mehr Aufmerksamkeit auf den Maschinenbau lenken, seit langem das Rückgrat der deutschen Industrie. Dann finden sich vielleicht auch wieder mehr junge Leute in ihren Vorlesungen wieder. Sie und ihre Hochschulen stehen auf jeden Fall bereit.